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v.l.n.r.: Frank Stein (SPD/FDP/Grüne) und Christian Buchen (CDU) 

Politik-Talk mit zwei Bürgermeisterkandidaten

Am Mittwochabend, 05. August 2020, stiegen sie in den Talk-Ring: Christian Buchen (CDU) und Frank Stein (SPD/FDP/Grüne) – zwei der Anwärter auf das Bürgermeisteramt in Bergisch Gladbach. Gastgeber war die Initiative Leben und Arbeiten im Unternehmensverband Bergisches Land e.V.
Buchen und Stein präsentierten sich im Sitzungssaal des Forum Handwerk und Handel einem Publikum aus Wirtschaft, Gladbachs scheidendem Bürgermeister Lutz Urbach und IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald. Ebenso war Willi Reitz als Kreishandwerksmeister sowie als Vorsitzender des Unternehmensverbandes e.V. anwesend. Moderator Guido Wagner, Redaktionsleiter der Lokalausgabe Kölner Stadtanzeiger/Bergische Landeszeitung, startet soft in die Diskussion, indem er den beiden Bürgermeisteranwärtern einige ganz persönliche Dinge entlockte.

Wer sind die beiden und was treibt sie an?

Christian Buchen hieß zum Beispiel in seiner Jugendzeit „Buchi“, Kontrahent Frank Stein wurde „Steini“ gerufen. Sie plauderten auch ein wenig über ihre Vorbilder: Helmut Schmidt, Johannes Rau und Heinrich Böll sind das bei Stein, Barack Obama ist es bei Buchen.
Der 40-jährige Buchen, aufgewachsen in Herkenrath, interessierte sich von frühester Kindheit an für das Thema Wirtschaft. So sehr, dass er Wirtschaftsinformatik studierte. Er hat sich lange ehrenamtlich im Katholischen Jugendverband KJG engagiert und ist seit 2009 CDU-Ratsmitglied.
Der Familienvater Stein, seines Zeichens Jurist, ist seit drei Jahrzehnten in der Kommunalpolitik unterwegs – hauptberuflich in der Verwaltung und eben als Politiker.
Wenn es um die Zukunft Bergisch Gladbachs geht, sind beide für folgende zentralen Punkte: Bezahlbaren Wohnraum, Arbeiten und Wohnen vor Ort, bessere Infrastrukturen für Schulen und Mobilität sowie die Digitalisierung.

Verkehrsanbindung, Mobilität und die Digitalisierung

Doch beim Thema Verkehrsanbindung gehen die Meinungen auseinander. Frank Stein plädiert für einen schnell umsetzbaren Radweg auf der alten Bahntrasse. Die Umwandlung zum Autobahnzubringer sieht er nach jahrzehntelanger Diskussion und Planung in sehr weiter Ferne. „Bevor wir uns noch zehn Jahre mit der Straßenbahn beschäftigen, sollten wir die Lösung überlegen.“, erklärt Stein zum Thema Straßenbahntrasse von Bensberg über Moitzfeld bis Spitze. Er habe eine neue Version für ein begegnungsfreies Shuttle, das autonom fährt. Und er plädiert für das Arbeiten im Home Office. Dies habe in Coronazeiten zu zehn Prozent weniger Verkehr geführt.

Christian Buchen hingegen setzt auf die Verkehrsführung eines Mobilitätsbandes über den Alten Bahndamm, unter anderem mit einer unterirdischen Cargo-Cap-Gütertransportbahn, einem Radweg und einer Autobahnanbindung an die A4. Er unterstreicht: „Eine wichtige Infrastrukturfrage, bei der wir die Menschen in der Stadt mitnehmen müssen.“
Frank Stein hält dagegen: „Es wurde keine Bürgerbefragung gemacht. Meine Prognose: Dafür wird es nie eine große Mehrheit geben. Am Ende wird es eine politische Entscheidung. Doch das Thema ist älter als das Internet.“

Stein hebt die digitale Konkurrenz zwischen Ladenlokalen in der Innenstadt und dem Online-Handel hervor: „Der Einzelhandel muss sich vernetzen und nicht nur eine Plattform für den Verkauf, sondern auch eine Plattform für Transport und Anschluss bieten.“ Eine zentrale Aufgabe für den neuen Bürgermeister, so Stein weiter. Die Wirtschaftsförderung müsse dafür Plattformen bilden.

Buchen fordert eine schnelle Anbindung an das Datennetz für die bislang unterversorgten Gebiete: „Für Unternehmen wie Krüger sind die derzeitigen zehn Megabyte ein echtes Problem.“ Das schnelle Internet könnte auch dem Einzelhandel zugutekommen.
Und auch er plädiert für die Verknüpfung von stationären und virtuellen Angeboten und stellt das „lokale GL-Geld“ vor: Stadt-Gutscheine für Handel und Gastronomie, die mit zehn Prozent, insgesamt 200.000 Euro subventioniert werden.